Fußnoten

Fußnoten

Was diese Woche zu kurz kam

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:00: Jeden Tag verzeichnet die Polizei rund sixhundert Gewaltdelikte.

00:00:06: Das sind Vergewaltigungen, Raub, schwere und gefährliche Körperverletzungen und auch Tötungsdelikte.

00:00:13: Meine Damen und Herren, ich möchte vor allen Dingen auf die Gewalt gegen Frauen heute eingehen.

00:00:19: Besonders besorgungserregend ist nämlich die Zunahme bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigungen und bei sexuellen Übergriffen um neun Komma drei Prozent.

00:00:29: Diese Zahlen müssen weitere Konsequenzen haben.

00:00:34: Das waren Nancy Faeser im April, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:37: Hier stellte sie die Kriminalstatistik der Polizei für das Vorjahr vor.

00:00:42: Faeser zeigte sich bei dieser Pressekonferenz besorgt und forderte Konsequenzen.

00:00:47: Damit ist sie nicht die einzige.

00:00:49: Deswegen sprechen heute über das Thema.

00:00:52: Was diese Woche zu kurz kam.

00:00:54: Wegen ihres Widerstandes fanden sie monatelang gefoltert und schließlich

00:00:59: am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst

00:01:14: am demnächst

00:01:15: am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am demnächst am dem.

00:01:49: Anlässlich dieses Tages haben wir uns gefragt, wie die Lage für Frauen und weiblich gelesene Personen in München ist.

00:01:55: Welche Anliegen haben sie und was muss sich ändern, damit Frauen in Zukunft sicherer sind?

00:02:00: Mein Name ist Sarah Erhardt und um das zu beantworten, habe ich mit Melanie Schmalze von der Beratungsstelle Frauenotruf in München gesprochen.

00:02:08: Sie kümmert sich beim Frauenotruf um die Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.

00:02:12: Ich treffe Melanie in den Beratungsräumen in der Saarstraße in Schwabing.

00:02:18: Hallo Melanie, könntest du dich an deine Arbeit zu Beginn einmal kurz vorstellen?

00:02:22: für unsere Hörerinnen bitte?

00:02:23: Ja, mein Name ist Melanie Schmalzel.

00:02:26: Ich bin Mitarbeiterin bei der Beratungsstelle Frau Notruf München.

00:02:31: Wir sind eine Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt.

00:02:35: Also wenn zum Beispiel eine Frau irgendwann mal in ihrem Leben zum Beispiel eine Vergewaltigung erlebt hat oder sexualisierte Gewalt in der Kindheit erlebt hat, von Stalking betroffen ist, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit erlebt hat, dann kann sie mit diesem Anliegen zu uns kommen.

00:02:54: Und es kann immer ganz unterschiedlich sein.

00:02:57: Manche möchten einfach mal darüber sprechen, was ihnen wiederfahren ist.

00:03:01: Andere wiederum wollen ganz konkret wissen, was kann ich tun oder ich überlege, eine Anzeige zu machen.

00:03:08: Wir beraten aber auch Angehörige und professionelle Bezugspersonen.

00:03:14: Das sind ja auf jeden Fall vielseitige Themen, denen Sie da konfrontiert werden bei Ihrer Arbeit.

00:03:20: Wie kann man sich denn konkret die Arbeit vorstellen?

00:03:23: Also wie geht man denn da vor bei so einer Beratung?

00:03:26: Wie was erwartet einen vielleicht?

00:03:30: Also ich kann ja mal anfangen, wie der Kontakt zustande kommt, in den allermeisten Fällen rufen Betroffene bei uns an.

00:03:39: Wir haben aber auch eine Onlineberatung.

00:03:42: Da kann man einfach bei uns auf die Homepage klicken und dann meldet man sich mit seinem eigenen Namen an.

00:03:48: Man muss gar nichts runterladen.

00:03:50: Bei manchen fällt es einfach leichter zu schreiben.

00:03:54: Wenn Sie aber anrufen, dann kann es eben sein, dass Sie schon ganz konkret wissen, was Sie von uns brauchen.

00:04:02: Manche wissen das vielleicht noch gar nicht oder brauchen ein bisschen Zeit, um überhaupt mal Worte auch dafür zu finden.

00:04:10: Es kann ja auch sein, dass wir die Ersten sind, von der sie erzählt, dass sie mal irgendwie ein Übergriff zum Beispiel erlebt hat.

00:04:20: Und wir nehmen uns eben dann auch immer entsprechend die Zeit.

00:04:23: Das ist ganz wichtig.

00:04:25: Und je nachdem, worum es eben geht, können sie hier eben auch persönliche Beratung bekommen.

00:04:32: Das heißt, sie kommen dann zu uns und wir haben hier unterschiedliche Beraterinnen, die auch Zusatzausbildungen haben.

00:04:40: Ob das jetzt eine Psychologin ist, alle sind auch Traumafach-Beraterinnen.

00:04:44: Dann haben wir aber auch eine Kunstgestalterin oder Psychodrama oder Systemikerinnen.

00:04:51: Und je nach Anliegen wird das dann hier eben besprochen.

00:04:55: Also kann man dann hier auch langfristig an der Thematik oder an dem Umgang damit arbeiten?

00:05:00: oder dient das hier mehr so zu Vermittlungen, um weitere Schritte einzuleiten?

00:05:04: oder mit welchen Institutionen arbeitet man da auch zusammen?

00:05:08: Also tatsächlich haben wir sehr wenig Therapieplätze auch.

00:05:14: Die vergeben wir an Betroffene, die zum Beispiel überhaupt keine Versicherung haben oder wo die Versicherung, die Therapie nicht mehr bezahlen oder sie Gefahr laufen, das hatten wir auch mal in einem Fall, dass sie ihren Beamtenstatus sonst nicht bekommen könnte.

00:05:35: Das wäre zum Beispiel bei Lehrkräften, also bei Lehrerinnen oder Werden den Lehrerinnen so oder auch bei Polizistinnen der Fall oder bei anderen Formen der Verbeamtung.

00:05:47: Entsteht denn dann einen Eintrag, der einem tatsächlich zum Nachteil werden könnte?

00:05:50: Viele Betroffene äußern, dass sie Angst haben, dass wenn sie eine Therapie machen, dass es ihnen nachteilig ausgelegt wird.

00:05:59: Wir haben keinen Einfluss darauf und wir können auch nicht in die Zukunft gucken und sagen, das passiert nicht.

00:06:05: Natürlich können sie eine Therapie machen und die Ängste sind ja real.

00:06:10: Und wenn eine Frau sich gehindert fühlt, eine Therapie zu machen, weil sie dann Angst hat, ihre Verbeamtung zu riskieren, dann ... Versuchen wir natürlich einen Weg für sie zu ermöglichen, dass sie gut und sicher ihren Weg gehen kann, ohne dass das die ganze Zeit mitgeht.

00:06:28: Um

00:06:28: irgendwie die gefühlte Hürde vielleicht niedriger zu setzen.

00:06:31: Es ist ja erst mal ein schwieriger Schritt, überhaupt sich zu äußern.

00:06:35: Welche Rolle spielt den dann vielleicht die Einstellung von so einer Stelle, dass man sich besser öffnen kann, als die Sprecher der Website von einer feministischen Grundhaltung?

00:06:43: Was bedeutet das denn genau?

00:06:46: Und wie kommt das zum Tragen bei der Arbeit?

00:06:50: Wir solidarisieren uns mit Betroffenen, vor allem von Frauen, das sind die überwiegenden, die betroffen sind von sexualisierter Gebalt, beziehungsweise auch die sogenannten Flintars.

00:07:05: Und uns ist einfach ganz wichtig, die Verantwortung dahin zu zeigen, wo sie hingehört.

00:07:12: Und das sind eben die Personen, die das tun.

00:07:16: Und nicht die Verantwortung bei Frauen zu suchen, da kommen wir in diesen Themenbereich des Victim-Blamings rein.

00:07:23: Uns ist wichtig, ganz klar und deutlich zu machen, dass es Strukturen gibt, die sexualisierte Gewalt begünstigen.

00:07:31: Und die wollen wir abbauen.

00:07:32: Und das machen wir durch unterschiedliche Maßnahmen.

00:07:35: Wir haben zum Beispiel öffentliche Kampagnen, momentan zährt eine, die pinke Tram, leider nur noch bis Ende November, aber genau.

00:07:46: Die war dann neun Monate auf den Schienen und da war einfach wichtig, die Botschaft zu vermitteln, unaufhaltsam für einen Ende sexualisierter Gewalt.

00:07:55: Jede Vergewaltigung ist eine zu viel.

00:07:58: Wenn wir jetzt die Gesellschaft sensibilisieren und aufklären, dann wollen wir ja nicht nur Frauen erreichen und sagen, hey, uns gibt es, ihr könnt zu uns kommen, sondern wir möchten insgesamt die Gesellschaft aufrütteln und sagen, hey, das Thema ist wichtig.

00:08:15: Und weil da immer noch so ein Tabu draufgelegt ist, ja, also vielen fällt es ja nach wie vor schwer darüber zu sprechen, möchten wir da eben ein Scheinwerfer draufsetzen.

00:08:29: Also uns ist wichtig eben, wie gesagt, als Feministinnen, dass wir uns mit den Betroffenen solidarisieren, dass wir unsere Stimme erheben, für die dies nicht können.

00:08:42: und dass wir da auch einen intersectionalen Blick drauf haben.

00:08:46: Wir wissen zum Beispiel auch, dass Frauen mit Behinderungen zum Beispiel dreimal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen sind.

00:08:54: als Frauen, die keine Behinderung haben.

00:08:57: Das sind aber auch die, die wir nicht so gut erreichen in unserer Beratungsarbeit.

00:09:02: Das heißt, da müssen wir wirklich hinzuschauen, welche Wege braucht es, wie können wir noch inklusiver arbeiten.

00:09:11: Wir haben zum Beispiel auch die Möglichkeit, in Einzelfällen eine aufsuchende Beratung anzubieten, weil es manchen Frauen schwer fällt, überhaupt hierher zu kommen.

00:09:23: Oder das so aufwendig ist, dass sie sich das nicht leisten können, sag ich jetzt mal.

00:09:31: Du hast Strukturen angesprochen, die das vielleicht begünstigen, dass so was wiederfährt bzw.

00:09:38: auf der anderen Seite, dass jemand ein Täter wird.

00:09:40: Welche Muster oder Strukturen sind das denn, die man erkennt?

00:09:44: Gibt es irgendwie Sachen in den Geschichten, die irgendwie immer wieder kommen?

00:09:48: Also mit Strukturen meine ich vor allem patriarchal geprägte Strukturen.

00:09:54: Das geht von einem Konstrukt aus, wo Männer, die vermeintlich dominierenden sind, die Macht haben und diese auch so leben und pflegen.

00:10:08: Das heißt, wir leben zum Beispiel dann auch in einer Gesellschaft, die Rollenbilder vorgibt und viele gehören hinterfragt.

00:10:17: Ja, also dieses klassische eine Frau, die hat den großen Traum zu heiraten, Mutter zu werden und dann für ihren Ehemann zu kochen.

00:10:27: Und diese Rollenbilder zu hinterfragen, da auch mal drauf zu gucken, womit hängt das zusammen, auch geschichtlich, wer gewinnt davon eigentlich, also wer profitiert.

00:10:41: Wir haben aber auch Strukturen, wo es stark ist.

00:10:45: oder stark, jetzt fällt mir das Wort nicht ein, aber wo es Chirachien gibt, die sehr heftig wirken, das heißt zum Beispiel, da gibt es einen Chef und dann unter dem Chef ist vielleicht nochmal jemand, aber du hast kaum Möglichkeit, dich in irgendeiner Art und Weise vielleicht gegen zum Beispiel Sexismus zu wehren, weil du weißt, wenn du das tust, dann verlierst du vielleicht ein Auftrag oder ein Projekt.

00:11:19: Geht doch immer um Macht vermutlich, oder?

00:11:21: Absolut.

00:11:22: Und wir haben das immer mal wieder, zum Beispiel im Unikontext.

00:11:28: Wenn wir zum Beispiel Betroffene haben, die möchten oder sind gerade an einer Doktorstelle und der Doktorvater, ist in vielerlei Hinsicht schwierig, übergriffig.

00:11:46: Zum Teil ist das auch häufig bekannt.

00:11:49: Das ist dann so wie eine Art offenes Geheimnis.

00:11:54: Dann kann es sein, dass Betroffene sagen, wenn ich jetzt was dagegen mache, wenn ich mich wäre oder wenn ich das irgendwie zur Anzeige bringe, dann bin ich diejenige, die geht und dann bin ich diejenige, die die Arbeit verliert.

00:12:09: Und Das sind Strukturen, weil der eben durch die Macht, die er hat und durch das Ansehen und durch die Strukturen, die es im Unikontext gibt, vielleicht auch nicht in jeder Uni.

00:12:24: Da gibt es wirklich fortschrittliche Unis, die da viel tun.

00:12:29: Aber es darf auch immer mehr gerne, gerne mehr auch gemacht werden, keine Frage.

00:12:33: Dann ist es schwierig und dann kannst du als einzelne Person, als Betroffene gegen diese Struktur kaum etwas dann an der Stelle entgegenbringen.

00:12:44: Und das ist eigentlich auch nicht ihre Aufgabe, sondern da muss die Uni sich hinstellen und wir brauchen auch Gesetzesgrundlagen, die das stützen.

00:12:53: Denn nicht jede Form, zum Beispiel der verbalen sexuellen Belästigung, ist strafbar.

00:12:59: Wobei, wenn du angestellte bist, haben wir das AGG, das muss ich unbedingt dazu sagen, das ist nämlich ein Gesetz, was relativ unbekannt ist, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.

00:13:09: Also alles, was sozusagen an Diskriminierung auf der Arbeit, sozusagen erlebt wird, kann über das AGG auf einer anderen Ebene nochmal angegangen werden.

00:13:23: Und die Arbeitgeberinnen sind verpflichtet, dem nachzugehen.

00:13:30: Das lohnt sich auf jeden Fall im Hinterkopf zu behalten, wenn man überlegt, was seine Möglichkeiten sind.

00:13:35: Jetzt hat man ja doch manchmal das Gefühl, du hast angesprochen, dass Täter, Täter innen aus solchen Situationen oft unbeschadeter rausgehen als Betroffene, die sich geäußert haben.

00:13:46: Gerade weil es gibt viele prominente Fälle, wo der Täter scheinbar oder der angeklagte Täter total normales Leben führt, vielleicht noch prominenter wird oder sogar befördert wird und die Frauen, die Betroffenen erheblich darunter leiden, gesprochen zu haben oder medial und in sehr große gesundheitliche Probleme rutschen.

00:14:08: Es ist denn so, dass Täter in Deutschland jetzt explizit

00:14:12: zu

00:14:13: arg geschützt werden.

00:14:14: Also das ist vielleicht, wenn man jetzt diese Konsequenz betrachtet, werden da Täter in dem Fall mehr geschützt als die Opfer.

00:14:20: Das ist ja auch so ein Vorwurf.

00:14:22: dem er hört, wie bewährt es zu das.

00:14:24: Es gibt ja auf der anderen Seite die Unschuldsvermutung.

00:14:27: Wie kann man versuchen, das zu balancieren?

00:14:31: Ja, medial ist es immer sehr, sehr heftig.

00:14:35: Vor allem, wenn Betroffene sich überhaupt äußern.

00:14:38: Wir wissen, dass Betroffene, also jede zweite schweigt eigentlich über ihre Erfahrung.

00:14:48: Da muss ich ganz ehrlich sagen, das Internet ist voll mit victimblaming.

00:14:52: Also bald sich eine Frau oder eine betroffene Person äußert, dann wird ihr zum, oder der Person zum Teil immer eine Mitschuld gegeben.

00:15:04: Es wird gefragt, ja, warum bist du denn mitgegangen?

00:15:07: Na ja, aber du warst auch schon sehr aufreizend angezogen.

00:15:12: Oder das hast du einfach falsch verstanden, das war ein Scherz.

00:15:15: Und das heißt, Die sind damit konfrontiert, sich erst mal dann auch nochmal zu erklären oder sogar rechtfertigen zu müssen, für etwas, wofür sie nichts können.

00:15:27: Denn nichts im Erscheinungsbild oder vom Verhalten hat dazu beigetragen, dass sie ein Übergriff erlebt hat.

00:15:33: Sondern der Typ hat sich dazu entschieden, das zu tun.

00:15:36: Er hat das gemacht.

00:15:38: Und in dem Wort macht, steckt das Wort macht.

00:15:42: Also er hat sich das einfach rausgenommen.

00:15:45: und stellt sich dann im Nachgang hin und sagt, das war ein Scherz.

00:15:50: Das hast du falsch verstanden.

00:15:52: Jetzt übertreibt doch nicht so.

00:15:54: Und da sehe ich tatsächlich ein Problem im Internet, dass Betroffene, falls sie sich überhaupt äußern, ganz, ganz schnell eben diese Mitschuld bekommen.

00:16:07: Und es kann bis dahin führen, dass Frauen sich nicht mehr äußern, was ihnen wiederfahren ist.

00:16:13: Das kann dazu führen, dass manche sogar retraumatisiert werden.

00:16:17: Und deswegen hatten wir die, also durch dieses Mitu, was damals losgegangen ist, weltweit zum ersten Mal so ein Gefühl von, hey, hier sind so viele Millionen Frauen betroffen.

00:16:33: Das kann jetzt auch nicht mehr weg ignoriert werden, weggedrängt werden.

00:16:38: Und auch da waren Versuche, da Frauen eine Mitschuld zu geben.

00:16:44: Und ich muss aber trotzdem sagen, Insgesamt ist bei mir in der Erinnerung, dass das wahnsinnig richtig war.

00:16:52: Also ein Aufschwung gegeben hat für Solidarität mit Betroffenen, wo auch viele Männer mal ihr Verhalten hinterfragen müssen und auch das Verhalten von seinem besten Kumpel.

00:17:05: Weil häufig ist es ja so, dass von, wenn du jemanden sozusagen ansprichst und sagst hey das war übergriffig von dir oder es kann auch eine grenzverletzung gewesen sein das ist manchmal gar nicht dann auf die eben der geht so ach ok ich habe deine grenze verletzt.

00:17:25: es tut mir leid ich muss mein verhalten reflektieren.

00:17:27: ich übernehme die verantwortung.

00:17:29: im besten fall will ich mir vielleicht wenn das häufiger auch vorkommt mache ich eine Therapie.

00:17:34: Es gibt ja auch Beratungsstellen, die sich damit auseinandersetzen, wo sich Männer hinwenden können und sozusagen Verhalten auch nochmal sich reflektieren können und das einüben können oder Hashtag Empathie-Fähigkeit aufbauen.

00:17:52: Und da wäre es halt wichtig anzusetzen.

00:17:55: Und häufiger lebe ich es eher dass das gar nicht angenommen wird, sondern gesagt wird, ja, aber du hast das halt einfach falsch verstanden.

00:18:04: Und dann nehmen Sie ja die Verantwortung gar nicht zu sich.

00:18:08: Und auch eben, wenn es um den besten Freund geht.

00:18:11: Nee, der ist so nett.

00:18:12: Der war immer für mich da.

00:18:14: Nee, der kann das gar nicht gemacht haben.

00:18:16: Das glaube ich nicht.

00:18:17: Das ist so ein guter.

00:18:19: Ja, da fing Zeit an.

00:18:20: Auch dein besser Kumpel kann potenziell ein Vergewaltiger sein, auch wenn er nett zu dir ist.

00:18:25: Da beginnt's Ding so.

00:18:27: Bro-Kulture-Strukturen, das auf jeden Fall, dass man auch jetzt gerade am Arbeitsplatz, wenn wir haben über dieses Unisettling geredet, das ich ganz gut fand, dass es vermutlich für viele am ehesten noch greifbar ist.

00:18:39: Jetzt ist vielleicht der Professor.

00:18:41: den wir anklang oder an den wir Kritik üben, gut befreundet mit dem Dekan, der da vielleicht drüber entscheiden müsste.

00:18:47: Und wahrscheinlich gab es auch keine Zeugen bei diesem Übergriff und die Betroffene kann jetzt vielleicht nicht ihrer Doktorandenstelle aufgeben, weil sie möchte ihre Abschlussarbeit schreiben, ist ja völlig nachvollziehbar.

00:18:59: Was würdest du dir da wünschen in so einer Situation, wie mit der Betroffenen umgegangen wird?

00:19:04: Also natürlich würde ich mir wünschen, dass ihr geglaubt wird und dass alle Maßnahmen ergriffen werden, die nötig sind, dass sie dort gut wieder sein kann und eben dann ihren Doktor fertig machen kann, ohne Angst haben zu müssen oder irgendwelche Befürchtungen zu haben, dass ihr da, ich sag jetzt mal, negative Sachen nochmal nachgeworfen werden oder sie ihre Karriere aufs Spiel setzt.

00:19:33: sondern dass das wichtig und gut ist und das eigentlich, weil das auch mutig von ihr dann ja ist, das zu benennen und zu sagen und zu äußern.

00:19:43: Aber genau an der Stelle ist es dann natürlich problematisch, sollte es so sein, dass die auch noch befreundet sind und sich dann gegenseitig schützen und stützen.

00:19:56: Und es gibt Möglichkeiten, die genutzt werden können.

00:20:02: Da empfiehlt sich immer auch eine Beratung.

00:20:05: Und zwar, ein Fall war, da hat die ganz klar gesagt, ich schreibe alles auf wie so eine Art Gedankenprotokoll und wenn ich fertig bin und ich habe mein Standing und so.

00:20:17: kann ein Gedankenprotokoll ja auch angefertigt werden.

00:20:20: Also schreibst du Tag, Uhrzeit, wie waren die Äußerungen, welche Zeuginnen, die benennst du dann auch einfach, das kannst du auch sammeln.

00:20:30: Jede Person darf das aber für sich selber entscheiden.

00:20:33: Du kannst aber auch juristisch dagegen vorgehen, weil du sagst, hey, nee, das lass ich nicht mit mir machen und so möchte ich das auch nicht.

00:20:43: Und da empfiehlt sich wirklich... eine Anwältin zu holen.

00:20:46: Auch hier kann man auch bei uns anrufen und sich der Unterstützung holen.

00:20:50: Es gibt bei, so weit ich weiß, eigentlich bei allen Unis eine Gleichstellungsbeauftragte, auch an die kann man sich wenden.

00:20:59: Also ich sage immer dazu, bei solchen Fällen sich gut satteln und das kann in alle Richtungen gehen.

00:21:06: Man kann auch über andere Maßnahmen, also tatsächlich auch über eine Anzeige nachdenken.

00:21:13: Man kann das AGG für sich nutzen.

00:21:15: Man kann auch versuchen zu erwirken, einen Kontakt verboten, Platzverweis mittels Gewaltschutz das zu erwirken.

00:21:26: Also es gibt Möglichkeiten und das müsste allerdings wirklich individuell besprochen werden.

00:21:32: Was ist ihr möglich?

00:21:34: Weil das hat ja auch immer so ein Hintergrund mit Welche Ressourcen habe ich überhaupt zur Verfügung?

00:21:41: Da fängt das ja schon an.

00:21:42: Wenn so ein Antrag auf Deutsch ist, dann brauche ich ja vielleicht eine Person, die mir das übersetzt, wenn ich Englisch spreche oder eine andere Sprache spreche.

00:21:51: Das fängt damit an, dass ich vielleicht Unterstützung überhaupt brauche, dahin zu gehen oder mich traue.

00:21:58: Also auch da ist es wichtig zu gucken, wer ist denn vor uns und was braucht die betroffene Person und was möchte sie machen?

00:22:05: Und das kann sein.

00:22:07: dass sie vielleicht auch erst mal gar keine Entscheidung trifft dazu.

00:22:11: Und das ist völlig in Ordnung.

00:22:13: Jede Betroffene soll das auch in ihrem Tempo machen.

00:22:16: Ja, was tut mir gut?

00:22:18: Was brauche ich?

00:22:19: Was möchte ich?

00:22:20: Das kann sich auch mal ändern.

00:22:23: Und das darf sich auch ändern.

00:22:26: Man hat also doch irgendwie mehr Möglichkeiten, dass man vielleicht auf den ersten Blick denkt, sich irgendwie zu wehren.

00:22:32: Ist es denn in jedem Fall sinnvoll, rechtlich gegen sowas vorzugehen?

00:22:37: Beziehungsweise, wie sieht denn der generelle rechtliche Schutz von Betroffenen in Deutschland aus?

00:22:43: Ja, da haben wir ja eine ganze Palette.

00:22:45: Wir haben ja eine Palette auch von, ich sag jetzt mal, Lücken.

00:22:49: Also die verbale sexuelle Belästigung zum Beispiel, die kannst du eigentlich nicht anzeigen.

00:22:56: Das heißt, wir haben Gesetzeslücken und wenn so was da ist, dann, genau, kannst du zumindest auf dieser Ebene erst mal nichts machen.

00:23:05: Außer vielleicht dann doch eine Petition starten, denn das Abschirting war ja auch lange nicht strafbar.

00:23:12: Und dank einer Petition dann eben, zwanzig, einzwanzig, glaube ich, dann doch.

00:23:16: Also es lohnt sich doch auch, solche Dinge dann zu tun, wenn es dir möglich ist.

00:23:22: In anderen Fällen hast du Möglichkeiten, auch zum Beispiel dann eine Anzeige zu erstatten.

00:23:28: Du hast aber auch die Möglichkeit, eben das AGG zu nutzen.

00:23:33: Das kann aber auch einfach sein, dass du sagst, ich möchte es auf einer anderen Ebene öffentlich machen.

00:23:39: Dann gibt es so was, zum Beispiel, wenn wir jetzt bei verbaler sexueller Belästigung sind oder bei diesem Cat-Calling, kann ja auch dieses Verfolgen auch noch mit gemeint sein.

00:23:50: dann gibt es diese Catcalls of Muck zum Beispiel, die kreiten das an, die schreiben das an der Stelle auf die Straße, wo das dann zum Beispiel ihr wieder fahren ist, um das öffentlich zu machen.

00:24:05: Das heißt also, um sich zu wehren, gibt es unterschiedliches und das ist ja auch sehr individuell, also anzeigen oder das Amtsgericht.

00:24:18: nutzen über einen Gewaltschutzantrag, das kann man auch unabhängig von der Polizei machen.

00:24:24: Man kann auch anwählen, es sich holen und eine Unterlassungserklärung rausschicken.

00:24:33: Also gibt es verschiedene Wege.

00:24:35: Man kann sich Unterstützung holen durch Vertrauenspersonen oder eben durch Beratungsstellen wie unsere.

00:24:45: unterschiedlich, je nach Anliegen.

00:24:47: Bei Vergewaltigungen ist es so, dass das ein Offizialdelikt ist.

00:24:55: Was bedeutet das?

00:24:56: Ein Offizialdelikt ist, wenn die Polizei oder Staatsanwaltschaft Kenntnis erlangt, dann sind sie verpflichtet zu ermitteln, selbst wenn das gegen den Willen der Betroffenen ist.

00:25:09: Das heißt, auch eine Drittperson könnte eine Vergewaltigung anzeigen und deswegen muss hier unterschieden werden, was ist ein Antragsdelikt, das könnte zum Beispiel so was sein, wie verbale sexuelle Belästigung mittels einer Beleidigung.

00:25:26: Dann würde die Beleidigung sozusagen dann geerntet werden oder angezeigt werden.

00:25:33: Und bei einer Vergewaltigung wäre es eben so, dass die ermitteln, das kann unterschiedlich lange dauern, von einem halben Jahr manchmal auch zwei Jahre.

00:25:43: Und dann ist noch nicht entschieden, ob es überhaupt zu einem Prozess kommt.

00:25:47: Die aller, aller wenigsten Fällen enden tatsächlich in einem Prozess.

00:25:52: Überhaupt ist in einem Prozess nicht mal in einem Schultzkoch?

00:25:55: Nicht mal ein Prozess.

00:25:57: Das sind die wenigsten Fälle.

00:25:58: Das liegt daran, dass wir hier auch häufig eben die Situation haben, dass die zu zweit sind.

00:26:05: Und dann heißt es Aussage gegen Aussage.

00:26:08: Du hast zwar trotzdem noch die Möglichkeit, da Widerspruch einzulegen, also dass du sagst, ich möchte aber wirklich, dass das weiter verfolgt wird und weiter ermittelt wird.

00:26:20: Aber auch hier wir empfehlen, bringend sich eine Anwältin dazu zu holen, weil die Anwältin einfach deine Belange vor allem auch durchsetzt oder dann einen Antrag auf Akteneinsicht stellen kann.

00:26:35: Genau, also das auf jeden Fall.

00:26:38: gerne bei solchen Sachen sich auch informieren oder sich Beratung holen.

00:26:43: Wenn jetzt, also es gibt da auch so ein Bild, das wurde auch mal von unserem Dachverband veröffentlicht, also von hundert Vergewaltigungen erlebt eine die Verurteilung.

00:26:57: Das ist wirklich wenig.

00:26:58: Ist es überall so oder ist es jetzt ein deutsches rechtliches Problem oder legt das einfach in der Natur der Dinge irgendwie?

00:27:08: Ich sag mal so, in Europa insgesamt sieht es nicht so gut aus, aber Deutschland schneidet auch wirklich nicht gut ab, weil sowas.

00:27:15: Wir haben erstens eine hohe, dunke Feldzahl, was es um den Bereich sexualisierte Gewalt angeht.

00:27:26: Das muss einfach immer mitgedacht werden, weil die Frauen, die sich überhaupt Trauen, sag ich jetzt mal, eine Anzeige zu erstatten, das sind schon mal sehr, sehr wenig.

00:27:41: Und von diesen Fällen dann erleben ja noch weniger sozusagen die wirkliche Verurteilung.

00:27:49: Eine Mai-Zweißneun veröffentlichte Studie, die die Strafverfolgung von Vergewaltigungen in Europa vergleicht, zeigt, dass nur wenige Täter angezeigt werden.

00:28:00: Das heißt, die Meldekwote liegt in Deutschland bei neun, acht Züns.

00:28:06: Vergewaltigungen auf hunderttausend EinwohnerInnen.

00:28:10: Und im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat Deutschland eine relativ niedrige Meldekwote.

00:28:15: Also zum Vergleich mit Schweden, da ist die Meldekwote viermal höher.

00:28:20: Wie liegt es an der Gesellschaft, wie der Umgang da ist oder am Rechtssystem?

00:28:25: Das ist wahrscheinlich eine Vermutung.

00:28:27: Ja, natürlich.

00:28:29: Und das ist auch wichtig.

00:28:31: Woran liegt das, dass Frauen ... sich da eben nicht abgeholt fühlen oder auch nicht sicher fühlen.

00:28:38: Aber wir erleben es ja doch immer wieder.

00:28:42: Wir haben aber auch Gesetze, die es auch nicht möglich gemacht haben.

00:28:46: Also bis nineteen sieben und neunzig war die Vergewaltigung in der Ehe legal.

00:28:50: Und bis zweitausendfünfzehn war es legal, dass dir jemand in den Intimbereich fasst.

00:28:55: Der Staat hat damals gesagt, das ist nicht schwerwiegend genug.

00:28:58: Und im Jahr zwei Tausendsechzehnt kam dann das Reformiertes Sexualstrafgesetz mit Nein heißt Nein.

00:29:06: Das heißt, die Frauen müssen ja immer noch aktiv sich wehren, aktiv Nein sagen, in einem Ausnahmezustand, wo dein Gehirn zum Teil das aber für dich einfach selber steuert.

00:29:18: Also das ist dann dieses Eidechsengehirn, was in so einer Situation anspringt.

00:29:24: Und zwar in Millisekunden geht das.

00:29:27: Da hast du auch keinen Zugriff mehr darauf.

00:29:29: Und das Gehirn hat drei Wege, also das Eidechsen gehen.

00:29:32: Das sagt entweder rennst du weg, du kämpfst oder du erstarrst.

00:29:38: Weil das die drei Wege sind, wie du überlebst.

00:29:43: Deswegen sprechen auch manche davon, ich habe überlebt.

00:29:47: Und das wird leider zu wenig anerkannt, auch bei Gerichten, wenn eine Frau zum Beispiel in so einer Situation erstarrt.

00:29:57: dass es eigentlich ja ein Schutz war für sie und dann aber vor Gericht gesagt wird, naja, sie haben sich aber auch nicht gewährt.

00:30:05: Also sie haben auch nicht nein gesagt.

00:30:07: Noch ist es eben so, dass quasi wirklich dieses Nein heißt Nein immer noch so verankert ist.

00:30:15: In Schweden zum Beispiel haben sie Ja heißt Ja.

00:30:18: Da ist es konsensbasierter.

00:30:20: Wir brauchen eher eine Gesellschaft, die das ja auch einfordert und sich wünscht und möchte.

00:30:29: Also, wenn mir das wichtig ist, dass es der anderen Person ja auch gut dabei geht, dann frage ich doch und dann warte ich auch.

00:30:38: Und das kann sich ja auch während einer Situation ändern, gerade vielleicht auch im sexuellen Kontakt.

00:30:45: Und deswegen... braucht es da eine Sensibilisierung und deswegen wäre es für uns tatsächlich auch eine Forderung, hier in Deutschland auch Ja heißt Ja zu haben.

00:30:56: Wird das dann eine breitere rechtliche Grundlage bieten?

00:30:59: Also in Frankreich, ihr kamst ja jetzt kürzlich auch dazu im Zuge von dem Pelikoprozess.

00:31:04: Da sieht man ja auch, wenn genügend Druck da ist, können sich tatsächlich Dinge ändern.

00:31:07: Das gibt einem ja vielleicht Hoffnung, wäre das dann sinnvoll.

00:31:11: Ich würde es mir sehr wünschen, weil das so ein Impact hätte.

00:31:16: Also die schwedischen Kinder wachsen jetzt damit auf.

00:31:19: Die lernen das von klein auf.

00:31:22: Und wenn die jetzt so zwanzig, fünfundzwanzig sind, also können wir ja ein paar Jahre drüber gucken und dann fragen wir mal, na?

00:31:30: Wie geht es eurer Gesellschaft?

00:31:32: Wie geht es den Frauen in eurer Gesellschaft?

00:31:34: Oder wie geht es marginalisierten Gruppen in eurer Gesellschaft?

00:31:39: Wie ist es da?

00:31:40: Dann ist meine Vermutung, dass durch diese Grundhaltung, wie wir Menschen begegnen, eine andere ist, als du hättest halt auch einfach nein sagen können.

00:31:53: Wo ist die Verantwortung?

00:31:55: Wo wird dich schon wieder hingeschoben?

00:31:57: Es ist ja trotzdem so, dass ich in den letzten Jahren, vor allen Dingen in den letzten zehn Jahren, die Anzahl der polizeilich erfassten Delikte im sexualisierten Kontext eben trotzdem gestiegen sind.

00:32:09: Jetzt wissen wir auch, dass ein Großteil gar nicht erst angezeigt wird.

00:32:12: Die Zahl ist also irgendwie mit Vorsicht zu genießen.

00:32:14: Die Tendenz ist trotzdem da.

00:32:17: Merkst du das auch bei deiner Arbeit?

00:32:20: Also, wir haben einen Anstieg an Zahlen von den letzten zwanzig Jahren.

00:32:27: Das ist ungefähr, hat sich verdoppelt.

00:32:30: Das kann unterschiedliche Gründe haben.

00:32:31: Das kann einmal sein, dass Betroffene von unserem Angebot überhaupt erfahren.

00:32:37: Ich erlebe es immer wieder, dass Betroffene sagen, krass, ich wusste gar nicht, dass es euch gibt, weil dann hätte ich mich vielleicht mal an euch gewandt, weil ich hab sexuellen Missbrauch erlebt oder so.

00:32:48: Dann wäre das ja eine Unterstützung für sie gewesen.

00:32:51: Dann wäre sie damit vielleicht nicht so lange allein geblieben.

00:32:54: Das kann aber auch sein, dass es tatsächlich zu mehr... Sexualstraftaten gekommen ist.

00:33:01: Das können wir aber nicht wissen.

00:33:04: Wir wissen nur, dass die Frauen prinzipiell schneller zu uns kommen und nicht mehr so lange warten.

00:33:14: Und wir wissen auch, dass die Frauen jünger geworden sind.

00:33:17: Das kann natürlich auch zusammenhängen.

00:33:20: Und bei uns sind die häufigsten Themen für Gewaltigung sexueller Missbrauch.

00:33:26: Und wir haben aber schon auch steigende Zahlen im Bereich Gewalt im digitalen Raum.

00:33:32: Das steigt kontinuierlich an und ist häufig auch eine Begleitform von schon realen Gewalterfahrungen.

00:33:44: Was kann man sich darunter vorstellen unter dem digitalen Raum?

00:33:47: Gewalt im digitalen Raum ist eigentlich ein Oberbegriff für verschiedene Formen geschlechtsspezifischer Gewalt.

00:33:55: Das kann zum Beispiel Stalking sein, das kann Cybergrooming sein, Dickpicks, das kann sogenanntes Revenge-Bron sein, ich finde den Begriff wirklich höchst problematisch.

00:34:10: Das kann eben Deepfake sein, Doxing sein, also wir haben dann große Palette an Formen und häufig betrifft es eben auch Frauen.

00:34:23: Und das wird mitgenutzt, um Frauen zu diffamieren, sie herabzuwürdigen, sie zu betonen, weiterhin Macht und Kontrolle auszuüben oder mit ihnen schlichtweg Geld zu verdienen.

00:34:40: Unterscheidet sich München jetzt gerade bei den Allgemeinzahlen da vom deutschen Schnitt, also gibt es regionale Unterschiede.

00:34:50: Bei Großstädten würde ich nicht sagen, dass es da jetzt großartig Unterschiede gibt, die jetzt auffällig wären.

00:35:00: Aber wir haben natürlich den ländlichen Raum.

00:35:03: Der ist grundsätzlich auch ein besonderer Raum, weil sich häufig alle kennen.

00:35:10: Und es gibt auch... Es gibt ja in ganz Deutschland Frauennotrufe.

00:35:17: Im ländlichen Raum sind die dann auch sozusagen breiter aufgebaut.

00:35:22: Also dann machen die quasi alles, sage ich jetzt mal.

00:35:25: Partnerschaftsgewalt, sexualisierte Gewalt und Beraten.

00:35:28: Also nicht alle, aber manche beraten auch noch Kinder und Jugendliche im Sinne von Unterstützung.

00:35:36: Und die sind aber dann häufig auch unterfinanziert.

00:35:41: Ist das auch nochmal ein anderes Wirken?

00:35:44: Also was können die dann überhaupt alles leisten, machen, stemmen?

00:35:48: Da muss andershin geguckt werden als bei Großstädten.

00:35:52: Wir haben hier in München tatsächlich das Privileg, dass wir Fachberatungsstellen haben für jeglichen Bereich.

00:35:59: Das ist ja wahrscheinlich auch eine Frage von Geld und Fördermitteln.

00:36:03: Was würdest du dir denn in der Hinsicht von der Gesellschaft oder vor allen Dingen der Politik wünschen?

00:36:08: Also wünschenswert wäre dass Präventionsprojekte weiterhin finanziert werden, weil sie natürlich einen Impact haben später.

00:36:21: Dass es gar nicht dazu kommt, dass überhaupt dann jemand irgendwann Täter wird.

00:36:27: Und deswegen brauchen wir Präventionsprojekte, die von früh an schon da einsteigen und auch mit Jungs eben über rollen, in der Gesellschaft sprechen, über Gefühle sprechen, dass sich Empathiefähigkeit aufbauen kann, damit es irgendwann dazu gar nicht mehr kommt.

00:36:47: Und das wäre wünschenswert und ich würde mir natürlich eine Vollfinanzierung wünschen für alle Beratungsstellen, die mit diesem Thema zu tun haben und wirklich dass es sicher ist, diese Finanzierung und nicht, dass jemand bangen muss oder dann das Projekt gestrichen wird, weil das Geld muss halt woanders entfließen.

00:37:11: Habt ihr das in letzter Zeit öfter erlebt, wenn jetzt gerade auch immer über den Bundeshaushalt gesprochen wird?

00:37:17: Ja, wir kennen durchaus KollegInnen, Einrichtungen, wo Projekte gestrichen wurden, wo Präventionsstellen gestrichen wurden, also es hat schon angefangen.

00:37:28: Also es hängt viel von... Prävention ab und auch da langfristig hinterher zu bleiben, gerade hinsichtlich Geld.

00:37:35: Wie würde denn eine Gesellschaft aussehen, in der Frauen sich frei bewegen können und sicher fühlen und diese Zahlen vielleicht runtergehen?

00:37:44: Dann würde es uns nicht mehr geben und das finde ich toll.

00:37:46: Dann würde es keine unserer Einrichtungen mehr brauchen.

00:37:51: Frauen können einfach anziehen, was sie wollen.

00:37:55: dann wären sie sicher und könnten ihr komplettes Potenzial ausschöpfen.

00:38:02: Das kostet ja Kraft, durch die Straßen zu gehen oder zu Hause zu sein, wenn du unmittelbar oder immer wieder damit, ich sage jetzt mal, anfangs rechnen musst, vielleicht einen Übergriff zu erleben.

00:38:13: Vielen Dank für das Gespräch und deine Zeit.

00:38:22: Auch wenn es ein schwieriges Thema ist, hat mir das Gespräch doch irgendwie Hoffnung gegeben.

00:38:27: Zwar steigen auf der einen Seite die erfassten Zahlen von Gewalt an Frauen, Und Hilfsangebote müssen um ihre Finanzierungen bangen.

00:38:34: Aber wie Melanie auch erklärt hat, gibt es trotzdem Handlungsspürer.

00:38:38: Mit guter Dokumentation kann man die Beweislast bei Übergriffen erhöhen.

00:38:42: Und am Arbeitsplatz kann das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz helfen.

00:38:46: Das war bisher eher unbekannt.

00:38:48: Umso wichtiger ist also, dass Melanie und ihre Kolleginnen weiter aufklären, beraten und helfen.

00:38:54: Frankreich hat jetzt als weiteres europäisches Land das Prinzip nur Ja heißt Ja.

00:38:59: und damit eine historische Änderung des Sexualstrafrechts eingeführt.

00:39:03: Das neue Gesetz ist eine Folge des Prozesses um Chisel Pelico.

00:39:07: In dem medienwirksamen Verfahren wurde ihr Ex-Mann und zahlreiche weitere Männer wegen Serienvergewaltigungen verurteilt.

00:39:15: Die Änderung bedeutet konkret, dass sexuelle Handlungen ohne ausdrücklich und freie Zustimmung als Vergewaltigung gelten.

00:39:22: Damit rückt das Einverständnis, von dem auch Melanie gesprochen hat, ins Zentrum des Gesetzes, nicht mehr der Nachweis von Gewalt oder Zwang.

00:39:31: Die Situation

00:39:31: in Frankreich zeigt also, dass gesellschaftlicher Druck doch Wirkung haben kann.

00:39:36: Wir sind jetzt aber erst mal am Ende dieser Fußnotenfolge.

00:39:39: Wenn ihr noch mehr Infos zu dem Thema wollt oder wissen möchtet, wo ihr Unterstützung findet, schaut gerne in die Beschreibung.

00:39:46: Dort haben wir Anlaufstellen für euch verlinkt.

00:39:48: Vielen Dank fürs Zuhören.

00:39:50: Wenn euch der Podcast gefallen hat, dann abonniert uns doch gerne und hinterlasst uns eine Bewertung.

00:39:54: Alle weiteren

00:39:55: Details findet ihr in den Show notes

00:39:57: und bis zum nächsten

00:40:06: Mal.

Über diesen Podcast

Eine Push-Mitteilungen nach der anderen fluten jeden Tag unsere Smartphones, Nachrichten konsumieren wir in kleinen Häppchen und die Themen verschwinden so schnell wieder aus unserer Timeline wie sie erschienen ist. In dem Podcast "Fußnoten" beleuchten wir das, was die großen Nachrichtenagenturen gerade nicht auf dem Schirm haben – was diese Woche zu kurz kam.

Zusammen mit spannenden Interviewgäst:innen und Expert:innen nähern wir alle zwei Wochen verschiedenen gesellschaftlichen- oder politischen Themen an, beleuchten Hintergründe und zeigen unterschiedliche Perspektiven.

Jeden zweiten Donnerstag könnt ihr hier eine neue, spannende Folge hören. Um nichts zu verpassen, abonniert doch diesen Podcast!

von und mit Das M94.5 Nachrichtenressort und Politikressort

Abonnieren

Follow us